Alois Kùperion (1891-1966) ist nach Anton Frühauf (10/1980) und Peter Fellin (20/1986) der dritte Südtiroler Künstler, dem die Arunda-Redaktion eine ganze Ausgabe widmet. Roland Kristanell und Paul Preims widmen Begleittexte dem Leben und Werk Kùperions und trafen für diese Arunda eine beachtliche Auswahl von über 130 Bildern und Skizzen – größtenteils aus privaten Sammlungen –, mit denen sie die Vielfalt seines Schaffens zeigen.
Der Autodidakt Kuperion, in Südtirol als „Bettelmaler“ („Lottrmolr“) bekannt, wurde im Vinschgau geboren, verbrachte die ersten Jahrzehnte seines Lebens in Österreich und der Schweiz, bevor er nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst nach Kastelbell, dann nach Meran zurückkehrte. Dort profitierte der Maler „vom bundesdeutschen Touristenstrom: Er ließ sich auf der Kurpromenade von den Fremden fotografieren. Ab und zu kauften sie auch Bilder, und niemand weiß, wieviele „Kùperions‘ in deutschen Haushalten als wohlfeile Souvenirs in den Schubladen verrotten“ (S. 19). Trotz dieser kleinen Erfolge und seiner lokalen Berühmtheit verarmte Kuperion zusehends und verstarb, völlig vergessen, 1966 im Untermaiser Altersheim. Erst Jahre später erinnerte man sich in Südtirol an ihn – anlässlich des 20. Todestages 1986 mit einer großen Gedächtnisausstellung in Meran und 1988 mit Ausstellungen in Latsch und Bozen.
Kùperion, den ein besonderes Raum- und Farbgefühl auszeichnete, nannte seine abstrakt-kubistischen Landschaften „Fantasien“.
Antonio Manfredi, der die Malerpersönlichkeit Kuperions erkannte und schon 1954 im Meraner Standpunkt schrieb, dass seine Gemälde „in der Tat auf einer ganz anderen Ebene liegen als der naive Naturalismus, der der Welt entspräche, in der der Mensch Kùperion lebt“, griff den Begriff der Phantasie auf: „Doch das heißt keineswegs, daß diese Erzeugnisse tatsächlich phantastisch sind: Sie sind im Gegenteil Ausdruck einer Wirklichkeit, mit der sich die Kunst seit jeher befaßt, einer Wirklichkeit, die im Essentiellen liegt und nicht in der Oberfläche. Daß dieser Ausdruck hier überdies mit den Mitteln par excellence der modernen Malerei erreicht wird, die hier ein ahnungsloser Hinterwäldler einzig und allein aus seinem Inneren geschöpft hat, macht den Fall Kùperion zu einer Rarität in der Geschichte der Malerei.“ (Antonio Manfredi, S. 43f.)