Der Journalist und Autor Gerhard Mumelter gab 1970 für die Südtiroler Hochschülerschaft die Anthologie Neue Literatur aus Südtirol heraus, die eine Pionierarbeit darstellte und die Südtiroler Literaturszene nicht nur dokumentierte, sondern ihr auch zu mehr Selbstbewusstsein und zu einer Identität verhalf. Diese erste Anthologie fiel in eine Zeit des Aufbruchs, ausgelöst durch Norbert C. Kasers Brixner Rede über die Literatur in Südtirol, gehalten im August 1969 und durch das Literarische Kolloquium in Bozen im selben Jahr.
Nach einem Jahrzehnt war es Zeit für eine neue Bestandsaufnahme. Mumelter wandte sich an die Arunda-Redaktion, die seinen Vorschlag aufgriff. Zwischen der ersten und dieser zweiten Anthologie ist im literarischen Feld Südtirols einiges passiert: Unter anderem wurde 1980 die Südtiroler Autorenvereinigung (SAV) wurde gegründet und mit ihr die Zeitschrift Sturzflüge.
„Von den 24 Namen des Jahres 1970 blieben zwölf, 22 neue kamen dazu.“ (H. Haider: Südtirol-Sammlung. In: Die Presse, 25./26.2.1985). Unter diesen finden sich zahlreiche Namen, die die Literaturlandschaft Südtirol bis heute prägen, etwa Siegfried Höllrigl, Herbert Rosendorfer, Matthias Schönweger, Josef Oberhollenzer, Markus Vallazza, Anita Pichler, Gerhard Kofler, Joseph Zoderer, Siegfried de Rachewiltz und Sepp Mall. Mumelters Ziel war ein „repräsentativer Querschnitt durch das Literaturschaffen der Gegenwart in Südtirol. Dabei werden Vorzüge, Schwächen und Besonderheiten deutlich, die auch Rückschlüsse auf die Bedingungen des Schreibens in diesem Land zulassen.“ (G. Mumelter im Vorwort, S. 5)