Arunda 26 ist ein Beitrag zur Geschichte der Option, den der Dichter, Künstler und Lehrer Matthias Schönweger im Erinnerungsjahr an die Option in Südtirol 1939. Sie trägt den Untertitel „Kleine Bildgeschichte(n) zu historischen Ansichten. Gedanken zum Geschehen – Geschehen zum Gedenken – Vor/nach 50 Jahren. Schönweger versammelt Postkarten und Photographien aus den späten 30er Jahren – „[e]ine pausbäckige Dorfschöne nach der andern, wehrkräftige Burschen dazugesellt, strahlende Kinder, gesunde Paare. Die völkische Selbstbestätigung ist unabweisbar“ (Georg Jappe, S. 284) – und machte sich im wahrsten Sinn des Wortes einen Reim darauf: Schönwegers „Verse kommen leichtfüßig und augenzwinkernd daher und begehen den fünfzigsten Jahrestag der Selbstaufgabe mit offen-kundigem Humor. Nach Brechts Empfehlung wird das bittere Medikament mit Zuckerguß überzogen – zurückweisen werden es die Unverbesserlichen, aber die junge Generation hat hier die Chance, die Identitätsfrage neu auf den Tisch zu legen“ (S. 284).
Die Bilddokumentation dient – erweitert um die lyrischen Texte Schönwegers – nicht nur bestens als Ausgangspunkt, um die Südtiroler Identität von damals und heute zu beleuchten (und knüpft damit an Arunda 11/1981 an), sondern sie ist auch ein gelungenes Beispiel dafür, wie (kollektive) Erinnerung unter anderem über Fotografien geschaffen und gelenkt werden kann: „Unter allen Erinnerungsbildern sind Photographien die populärsten – preiswert und objektiv. Daß ein Bild, durch ein Objektiv aufgenommen, deswegen noch nicht objektiv ist, wird bis heute von der Mehrheit nicht reflektiert. (…) Je allgemeiner das Motiv, desto weiter der Spielraum für private Projektionen.“ (S. 283)