Nachdem der Hirnforscher und ehemalige Direktor des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik, Valentin Braitenberg, 1988 mit „Das Unterdach des Abendlandes“ eine literarische Anthologie herausgegeben hat, legte er mit „ILL oder Der Engel und die Philosophen“ im Haffmans Verlag einen Roman vor, der gleichzeitig als Arunda erschien.
Er schildert darin die Erlebnisse eines reisenden Schriftstellers im Ruhestand. Der Mann begegnet einer weiblichen Figur, die einen Gegenpol zu ihm darstellt. „Gemeinsam ziehen die beiden los“, so Richard Kämmerlings in seiner Rezension für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, „das Rätsel der menschlichen Seele zu lösen, und machen Station bei allerlei weisen Menschen, von denen sie Erleuchtung erhoffen. Sie besuchen einen berühmten Bewußtseinstheoretiker, lassen sich von einem Experten für künstliche Intelligenz seine neuplatonische Version der Evolutionstheorie erklären und hören einen physikalischen Autodidakten und Wissenschaftskritiker über die Suche nach der Weltformel. Schließlich landen sie bei einem philosophierenden Geigenbauer, dessen Bruder, ein Geistlicher, einen krassen Materialismus vertritt.“
Über die Frau, die der Ich-Erzähler Ill nennt – es sind die einzigen Buchstaben, die er auf ihrer Hotelanmeldung lesen kann –, erfährt der Leser/die Leserin während der Reise der beiden Figuren nicht viel. Am Ende nimmt der Roman jedoch eine überraschende Wendung, die hier nicht verraten werden soll.
Die Rezensentin Eva Reichmann kommt zum folgenden Urteil: „Trotz der ungewöhnlichen Konstruktion der Geschichte wirkt Braitenbergs Roman nie gewollt oder gekünstelt; trotz der Beiläufigkeit der Begegnungen und Gespräche wird das Geschehen nie langweilig. Das Buch strahlt eine seltsame Ruhe aus und lädt den Leser ein, beiläufig über die gleichen Fragen zu sinnieren wie der Ich-Erzähler – und dennoch das Leben zu genießen und alles nicht so wichtig zu nehmen.“ (vgl. Rezension Literaturhaus Wien).